In der Natur ist das Leben als Zusammenspiel der Organismen geregelt. Pflanzen dienen als Grundstoff für Nahrung. Aber auch Pflanzen müssen sich ernähren. Ihre Nährstoffe beziehen sie aus dem Boden, der seinerseits Nährstoffe aus abgestorbenem organischen Material gewinnt. Die Nährstoffe sind in Wasser gelöst, sodass die Pflanze sie über ihre Wurzeln aufnehmen kann. Das Wasser ist der Grundstoff, mit dem die Nährstoffe befördert werden. Blätter, Blüten, Früchte und Samen werden erst durch das darin enthaltene Wasser prall und farbig. Ohne Wasser gäbe es weder pflanzliches noch tierisches Leben auf der Erde. Woher kommen die Nährstoffe und wie gelangen sie in den Boden – also in die Erde?
Man muss sich vergegenwärtigen, woraus Erde besteht. Erde besteht nicht aus Sand, zerriebenem Gestein, sondern sie ist kompostiertes Material aus tierischen und pflanzlichen Rückständen. Fruchtbare, lockere Erde besteht überwiegend aus Humus, lateinisch humus. Erde ist also ursprünglich toter organischer Stoff, der durch einen Zersetzungsprozess zu anorganischem Material zerlegt und umgebaut wurde. Erst dadurch werden seine Ursprungsstoffe Pflanzen zugänglich gemacht. Denn nur Pflanzen können ausschließlch anorganische Stoffe aufnehmen. Die aus der Luft und dem Boden gewonnenen Bestandteile Kohlenstoff, Sauersoff und Wasserstoff werden photosynthetisch – mit Hilfe von Sonnenlicht – energetisch angereichert und zu Traubenzucker, einer Glukoseform, und nachfolgend aus weiteren Glukosen zu Stärke und Zellulose umgebaut. Erst so machen Pflanzen die in einem ständigen Kreislauf befindlichen Stoffe Tieren verwertbar. Nicht unmittelbar für Energie. also Bewegung, Stoffwechsel und Wärme gebrauchter Zucker wird seinerseits in tierischen Oganismen zu Fett verstoffwechselt und im Körper als energetische Reserve angelegt. Unter Anbindung von Stickstoff an die Zuckerverbindungen werden Proteine erzeugt, um tierische Körperzellen anzulegen. Daraus bestehen Muskeln, Organe, Teile des Knochen- und Hornmaterials. Proteine bilden die unverzichtbaren biochemischen Substanzen tierischen Lebens. Der Aufbau tierischen Gewebes ist pflanzlichen Grundstoffen zu verdanken.
Humus
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Wie aber geschieht diese Aufbereitung zu Humus, also fruchtbarer Erde, deren durch Pflanzen umgebaute Inhaltsstoffe tierisches Leben wieder ermöglicht?
Zuerst sind es saprophage, fäulnisverzehrende – aus altgriechisch σαπρός sapros faul, und φαγεῖν phageín, essen – sich also von faulendem Material ernährende biologische Organismen, die als Saprobionten – aus altgriechisch σαπρός sapros faul, und βίος bíos,Leben – auf abgestorbenem Naturmaterial leben.
An diesem Verwertungsprozess sind verschiedene Lebewesen beteiligt. Fäulniszerlegende Tiere wie Regenwürmer oder Mistkäfer beschleunigen diesen Vorgang, indem sie durch ihre Exkremente vergrößerte Abbauflächen schaffen, die den Zugriff der Mineralisierer erleichtern.
Die Mineralisierer als fäulniserregende Mikroorganismen übernehmen sodann diese Aufgabe, indem sie die organischen Nährstoffe unter Anbindung von Sauerstoff, Kalium, Natrium, Phosphor, Stickstoff zu anorganischen wie Kohlendioxyd und lebenswichtigen Salzen umbauen.
Bei dem Umbau organischen Materials zu anorganischen Stoffen kommen Destruenten zum Einsatz. Destruenten – aus lateinisch destruere, zerstören, abbauen – sind Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Sie nehmen organisches Material auf, verdauen es und zerlegen es wieder in ihre anorganischen Grundstoffe. Dadurch schließen sie es dem pflanzlichen Stoffwechsel auf. Diesen Prozess der Rückführung in den biogenen Stoffkreislauf nennt man Assimilation. Assimilation ist notwendig, weil Pflanzen nicht in der Lage sind, totes Material, das sich aus organischen Verbindungen zusammensetzt, aufzunehmen. Sie sind also darauf angewiesen, dass Mikroorganismen vorher diese chemische Zerlegung übernehmen, um ihnen elementare Nährstoffquellen zu erschließen. Danach sind es schließlich Pflanzen, die tierisches Leben ermöglichen, weil sie der Tierwelt Nahrung zur Verfügung stellen.
Daraus leitet sich die Verbildlichung der Nahrungspyramide ab. Dieses Modell verdeutlicht, wie eine große Menge von pflanzenfressenden Tieren einer kleiner werdenden Menge von Fleischfressern als Nahrunsgrundlage dient.
Leben ist nach dieser Definition und Vorstellung nur unter den Bedingungen möglich, die unser Planet Erde bietet: Gemäßigte Temperaturen durch einen günstigen Abstand zur Sonne und Sonnenlicht, das ausschließlich chlorophyllproduzierende grüne Organismen zu dem biochemischen Umwandlungsprozess der Photosynthese befähigt.
Photosyntese bedeutet, dass mithilfe des lichtabsorbierenden Farbstoffs Chlorophyll Lichtenergie in chemische Energie umgewandelt wird, die dann zum Aufbau energiereicher organischer Verbindungen verwendet wird. Diesen Vorgang der Synthese energiereicher organischer Stoffe, der als Nahrungsgrundlage für tierische Lebewesen dient, bezeichnet man als Assimilation.
Photosynthese betreiben neben dem den pflanzlichen Hauptproduzenten (1) auch grüne Algen, die nicht eindeutig in das Reich Pflanzen gehören, und einige grüne Bakterienarten, die man zu den Tieren zählt.
Diese Herstellung von energetischer Nahrung ist für tierisches Leben unverzichtbar. Dabei produzieren Pflanzen den für tierische Existenz unabdingbaren Sauerstoff, den sie als Abfallprodukt der Photosynthese abgeben. Das zeigt die Unabdingbarkeit „grüner Lungen“ – von Parkanlagen über Wälder bis zu Regenwäldern. Nur Pflanzen sind dazu in der Lage, Kohlendioxyd aufzunehmen, zu nährstoffreichen Kohlenstoffverbindunen zu verarbeiten und lebenswichtgen Sauerstoff zu erzeugen.
Mikroorganismen vervollständigen den Kreislauf der Stoffe, indem sie das fehlende Glied zur Rückführung in anorganische, für den pflanzlichen Organismus aufnehmbare Grundsubstanzen, bilden.
Auf diesem Zusammenwirken basiert alles Lebendige. Jede biologische Existenz ist in einem beständigen Kreislauf aufeinander angewiesen. Ohne die dem menschlichen Auge nahezu verborgenen Mikroorganismen würde die Erde, die immer neues Leben hervorbringt und untergehen lässt, die also fortgesetzter Erneuerung bedarf, um Leben zu ermöglichen, an einer unzersetzten Fäulnisflut ersticken.
(1) Schmarotzende, nicht Chlorophyll produzierende Pflanzen leben auf und von anderen. So bedienen sich chlorophyllfreie Pflanzen wie der Fichtenspargel in Gänze der Fähigkeit ihrer Wirtspflanze zur Nährstoffanreicherung. Blassgrüne dagegen zapfen ihre Wirtspflanzen für Nährstoffe und Chlorophyllgaben an.
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