Stammformen regelmäßiger und unregelmäßiger Verben

In den westeuropäischen Sprachen unterscheidet man zwischen starken und schwachen Verben. Während die schwachen Verben nach dem Wortstamm eine jeweils gleiche Silbe zur Kennzeichnung der grammatischen Zeit, des Tempus, ein- oder hinzufügen, geschieht dies bei starken und unregelmäßigen Verben durch unregelmäßige Buchstaben- und Silbenkombinationen. Weil die nach dem Wortstamm folgende Silbe über die Einordnung in regelmäßige oder unregelmäßige Verbformen Auskunft gibt, nennt man diese Muster Stammformen.

So gestalten sich die Verbformen regelmäßiger deutscher Verben durch Anfügen der Sibe -te nach dem Wortstamm zum Präteritum/Imperfekt und in Kombination von ge- vor und -t nach dem Wortstamm zum regelmäßig gebildeten Partizip Perfekt, z.B. deck-en, deck-te, ge-deck-t, koch-en, koch-te, gekoch-t, putz-en, putz-te, geputz-t. Bei Fremdwörtern aber fällt das ge- beim Partizip Perfekt weg: balanc-ieren, balancier-te, balancier-t (auf einer schmaler Linie gehen), lamentier-en, lamentier-te, lamentier-t (klagen, jammern), probier- en – probier-te, probier-t. (versuchen, kosten).

Unregelmäßige Verben verändern sich vor allem in ihrer Stammform, die das Imperfekt/ Präteritum und die entsprechende Konjunktivform – inklusive ihrer Umlautung im Konjunktiv II – kennzeichnet: gehen, ging – ginge; lassen, ließ – ließe; schlafen, schlief – schliefe; ringen, rang- – ränge; denken – dachte – dächte.

Neben der Unterscheidung zwischen schwachen und starken Verben differenziert man zwischen starken Verben, die einen geringen Veränderungsprozess erfahren haben und deshalb regelmäßigen Verben stärker ähneln z.B. kennen – kannte – gekannt, rennen – rannte – gerannt, und unregelmäßigen Verben, die einem gundlegenderen Veränderungsprozess unterlegen waren, also neben einer Vokaländerung auch Endsilben verändern ließen.

Diese Vokalverschiebungen laufen nach beschreib- und beobachtbaren, jedoch schwer durchschaubaren Mustern ab. Oft haben Reimwörter gleiche Muster. Offenbar sind oft gebrauchte Verben größeren Veränderungen durch Lautverschiebungen unterworfen, während etwa Fremdwörter unverändert bleiben. Das ist ein Zeugnis der sprachhistorischen Lebendigkeit unregelmäßiger Verben, weil sie durch häufigen und alltäglichen Gebrauch stärkeren Lautveränderungen und -verschiebungen unterworfen sind. Beispiele dafür sind: essen, schlafen, laufen, gehen, kommen, sehen, sterben, steigen, meiden, nehmen. All diese bezeichnen Tägkeitem, die sich durch ihre Alltäglichkeit auszeichnen.

Kausative Verben zeigen öfter dieses Muster vom aktiven Tun, der Ursache – causa – des angestrebten Zustands, das dem Ergebnis vorausgeht:
stellen – stellte – gestellt, stehen – stand – gestanden;
hängen – hängte – gehängt, hängen – hing – gehangen;
legen – legte – gelegt, liegen – lag – gelegen.
Umgekehrtes stellt man eher fest bei
setzen – stetzte – gesetzt, sitzen – saß – gesessen.
Dem eher aktiven auf-/wachen steht ein-/schlafen gegenüber.

Stammformen muß man lernen beim Erwerb einer neuen Sprache. Es ist hilfeich, zu wissen, dass es deutliche Parallelen gibt in verwandten Sprachen, weil sie ähnlichen Veränderungen, die sich aus den Lebensverhältnissen ergaben, unterlagen. Dies legt nahe, dass solche Prozesse kein Phänomen unserer Sprache ist.

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