Schmetterling im Herbst
photo: Chrisi1964
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Schmetterlinge sind ein Symbol von Anmut und Zartheit. Ihre Flügel – so fein geädert, so bewundernswert gefärbt – bringen uns zum Entzücken. Aber man kennt sie auch, die dunkle Seite: Den Tagfaltern stehen die Nachtfalter gegenüber. Sie scheinen Unheil zu verheißen, wenn sie mit schwerem, trägen Flügelschlag ins sommerlich geöffnete Fenster flattern, der Leselampe entgegen. Wenn sie anderntags verschwunden sind, macht sich seufzend Erleichterung breit.
Nachtfalter unterscheiden sich von Tagfaltern durch ihre „nächtliche“ Dunkelfärbung, ihre großen Köpfe und Fühler und durch ihre Dämmerungsaktivität. Wenn man sie ruhen sieht, sind ihre Flügel parallel zusammengelegt – anders als bei den Tagfaltern, deren Flügel, die farbigen Oberseiten verbergend, im Ruhezustand hoch zusammengeklappt verharren. (1)
Auch Kleidermotten sind Nachtfalter, die sich erst bei einbrechender Nacht zeigen. Wie ihre großen Verwandten suchen sie nach Partnern.
Echte Kleidermotte (Tineola bisselliella)
photo: Olaf Leillinger
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Kleidermotten werden je nach Lichteinfall plötzlich unsichtbar, deshalb kommt man ihnen so schwer auf die Spur. Zudem sind sie klein und unscheinbar. Sichtbar werden sie nur, wenn sie tagsüber als kleines, schmales Trapez in Augenhöhe an weißen Wänden schlafend verharren.
Das sind immer Männchen. Sie warten auf ihre Dämmerstunde, um die durch Pheromone auf sich aufmerksam machenden, in Wollsachen verborgenen Weibchen aufzuspüren.
Pheromone sind für unsere Nasen nicht wahrnehmbare Sexuallockstoffe. Wolle und Seide sind tierische Eiweiße. Eiweiß brauchen die Weibchen, um Eier zu produzieren, die Männchen für die Spermaproduktion. Kaum hat das Männchen seine Begattungsarbeit vollzogen, begibt sich das Weibchen ans Fressen der eiweißreichen Kost, unsere kaschmir-wollenen und zartseidenen Lieblingsstücke. Wenn man sich wundert, dass gerade die sichtbarsten Stellen heimgesucht werden, so muss man sich vergegenwärtigen, dass durch Husten, Niesen oder Kleckern Zutaten auf den Stoff gelangen, die ihnen als leichtverdauliche Kost entgegenkommen.
Im naturhistorischen Museum wird das Exponat eines Stoffstücks gezeigt, auf dem löchrig zu lesen steht: „Sauce“. Das ist ein Hinweis, dass Saucenflecke primär und bevorzugt von Motten heimgesucht werden.
In einem abgelegenen Schrankwinkel der verwaisten elterlichen Wohnung fand ich einmal eine durchsichtige Plastiktüte mit Pferdehaar. Darin waren Hunderte toter Motten, die, aus einem gut versorgten Mottennest stammten, aber den Weg hinaus in ein erfülltes Mottenleben nicht hatten finden können.
Ähnliches beobachten konnte ich bei Mehlmotten, Lebensmittelmotten, die Kleidermotten ähnlich sehen , jedoch auf den Flügeln dunkel gefleckt sind. Sie waren in einen porzellanenen Behälter für Haferflocken hineingekrochen, um ihre gespinstversehenen Mottennester anzulegen.
Aber der Weg zurück war ihnen und den Nachkommen versperrt.Lebensmittelmotten machen auch vor Wolle und Ähnlichem nicht halt.
Fragt man sich, warum die Motten nicht eher bei den Schafen zur Untermiete einziehen, stößt mn tatsächlich auf eine derartige Symbiose. Es gibt nämlich eine Faultierart, in deren algengrünem Fell Motten hausen. Vielleicht kommt diesen Mitbewohnern ja der träge Lebensstil des Dreizehenfaultiers entgegen, das tagelang an einem Ast hängend döst.
Bei den Motten ist es wie bei den Ratten: Während man nur eine einzige mülltonneninspizierende sieht, bleiben hunderte andere unsichtbar.
Was hilft gegen diese Verwüstung?
In der Bibel steht: Legt keine Vorräte kostbarer Kleider an, sie werden ja doch nur von den Motten gefressen. Das Problem ist also uralt.(2)
Weiter ist es hilfreich, seine Sachen nur frisch gewaschen wegzulegen, um keine attraktiven Nahrungsquellen zu schaffen.
Motten mögen, wie die meisten Insekten, nicht die ätherischen Öle, die Lavendel verströmt. Seifen könnte man als für Motten abschreckende, jedoch für uns Menschen angenehme Duftquellen zwischen Pullover legen. Lavendelspray hilft – aber nur kurzfristig, weil auch der Duft flüchtig ist. Zwar verlassen die Motten fluchtartig ihr Quartier, suchen sich aber schnell eine neue ungestörte Bleibe in Mützenkörben, Pelzkragen oder Strumpfladen. Hier sollte man auch Vorsorge treffen.
Früher benutzte man Mottenkugeln für die „guten“ durablen Sachen, die man saisonbedingt oder nur für Beerdigungen brauchte. Sie waren mit Naphtalin, einem sehr unangenehm riechenden, giftigen Stoff, versehen. Etwas länger hilft heutzutage geruchlich nicht deutlich wahrnehmbares Mottenpapier. Es empfiehlt sich zu überlegen, durch welche Öffnungen oder Holzspalten die kriechenden Weibchen der Kleidermotten eindringen. Danach sollte man das Papier plazieren.
Man muss zuerst Fächer und Schubladen ausräumen, sie sodann mit dem Staubsauger bearbeiten und mit Essig – besonders die Ecken – auswischen.
Und man muss achtsam bleiben, weil im April leider weitere hungrige und paarungswillige Motten zum Fenster hereinflattern und alsbald folgen ihre Liebhaber.
(1) http://texte.gsimon.de/2019/09/
(2) Mt 6,19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen.
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